Die Marktredwitzer Ortsteile unterscheiden sich nach alten und neuen Ortsteilen (Eingemeindungen 1939 und 1972 – 1978). Die „alten" Ortsteile Dörflas und Oberredwitz werden heute in den offiziellen Zusammenstellungen nicht mehr als solche bezeichnet und auch im Hinblick auf die Einwohnerzahlen nicht mehr gesondert ausgewiesen, sondern zählen zum Kerngebiet der Stadt. Trotzdem unterscheiden sie sich insbesondere durch die Geschichte und kulturelle Besonderheiten vom (egerischen) Kernstadtgebiet.
Neue Ortsteile
Der größte Ortsteil Brand (rund 1.020 Einwohner, Stand: Januar 2024) liegt im Osten der Stadt und wurde 1978 eingemeindet. Bis zum 17. Jahrhundert war es ein Rittergut und Sitz der Adelsfamilie „von Brand". Ortsbildprägend ist das „Brandner Schloss", das zum Teil aus dem 18. Jahrhundert stammt.
Besonders zu erwähnen ist auch die Evangelische Pfarrkirche „St. Margarethen" mit dem aufwändig gestalteten Kanzelaltar, die im Kern aus dem späten Mittelalter stammt.
Im 19. und 20. Jahrhundert war Brand Standort des großen Webereibetriebes „Weber & Ott". Heute betreibt die Firma Scherdel in Brand einen Zweigbetrieb.
Ein schönes Naherholungsgebiet ist der „Weidersberg". Dort findet seit 1988 im Sommer regelmäßig das Open-Air-Festival „Sticky Fingers" statt.
"Die Haingrün" ist eigentlich ein Flurname; das Gebiet diente vor allem als Hut und Weide. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert diente sie als Vorwerk zum Rittergut Brand. Im 19. Jahrhundert zu Wälsauerhammer, seit 1923 auf eigenen Wunsch Bestandteil der Gemeinde Brand. Nahe Haingrünbis Ende 20. Jahrhundert "Camp Gates", grenznaher Stützpunkt der US-Armee.
Rund 100 Einwohner (Stand: Januar 2024) finden dort ihr Zuhause.
Vorindustrielle Unternehmer aus Marktredwitz und Umgebung gründeten die "Glashütte" (rund 15 Einwohner, Stand: Januar 2024). Darunter war z.B. auch Wolfgang Caspar Fikentscher, der Gründer der Chemischen Fabrik. Goethe besuchte während seines Aufenthaltes in Redwitz auch die Glashütte und beschrieb ausführlich den Besuch und den Prozess der Glasherstellung.
Haag hat rund 20 Einwohner (Stand: Januar 2024) und liegt im Osten der Stadt. Es wurde 1976 eingemeindet. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts besteht Haag aus drei Höfen und einem herrschaftlichen Ansitz. Haag liegt an der "Alten Straße" nach Eger und ist mit Sicherheit einer der ältesten Orte im Marktredwitzer Stadtgebiet.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts kam es zu einer Erbteilung zwischen den Redwitzern. Die eine Linie erhält den "Hof zum Haag" mit dem späteren Hammer zu Wölsau. Die andere das sogenannte "Dorf zu Haag".
Auffällig sind in Haag bis heute die großen, gut ausgestatteten Bauernhöfe. Seit 1954 besteht dort die Firma Hirsch KG (Technische Federn)
Im Nordosten der Stadt liegt der Ortsteil Korbersdorf. Er hat rund 70 Einwohner (Stand: Januar 2024) und wurde 1975 eingemeindet. Erstmalige Erwähnung fand Korbersdorf im Jahr 1314.
Im 15. Jahrhundert war es ein Rittergut mit dörflichem Ümgriff.
Erwähnenswertes Kuriosum aus der Nachkriegszeit: Aufgrund des Männermangels gab es in der direkten Nachkriegszeit in Korbersdorf einen Gemeinderat, der nur aus Frauen bestand.
Der Ortsteil Leutendorf mit der Ziegelhütte und Meußelsdorf liegt im Westen von Marktredwitz und hat rund 600 Einwohner (Stand: Januar 2024). Die Eingemeindung erfolgte 1972.
Leutendorf ist ein ehemaliges Rittergut der Landgrafen von Leuchtenberg und wurde im 14. Jahrhundert erstmalig erwähnt. Zeitweilig befand es sich im Besitz der Familie von Redwitz, später dann im Besitz anderer Adeligen im Dienst der Bayreuther Markgrafen.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war es im Besitz der Familie Geyer. Eine Ziegelhütte und ein Kalkofen wurden erstmals erwähnt. Aus dieser Zeit stammt das "Leutendorfer Schloss", das im Wesentlichen aus dem 18. Jahrhundert stammt und heute leider verfallen ist.
Heute gruppieren sich vor allem Bauernhöfe um den Dorfweiher. Es gibt aber auch ein Wohnbaugebiet der Stadt Marktredwitz und die Firma Scherdel unterhält dort ein weiteres Zweigwerk.
Im Nordosten von Marktredwitz liegt Lorenzreuth mit seinen rund 1.010 Einwohnern (Stand: Januar 2024). Der Ortsteil wurde 1978 eingemeindet. Im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit wurde es in verschiedene Herrschaften aufgeteilt. Deshalb gibt es auch verschiedene Ortszentren.
An der Brückenstraße findet sich das alte und neue Rittergut/Schloss. Das neue Schloss (18. Jahrhundert) ist heute denkmalgerecht saniert und sehr ansehnlich. Das alte Schloss, das im Kern aus dem 15./16. Jahrhundert stammt, wurde lange Zeit als Wirtshaus genutzt, ist heute sanierungsbedürftig und kaum mehr als Schloss zu erkennen.
Das andere Zentrum (Burggut Lorenzreuth) befindet sich an der Röslau im Ortsteil Oberndorf, wo neben dem „ Burggut" eine Mühle und 1404 auch erstmals ein Hammerwerk erwähnt wird, das bis Ende des 17. Jahrhunderts bestand. Die „Göschelmühle" enthält ein noch vollständiges und intaktes Mahlwerk, das der Göschelmüller zu besonderen Gelegenheiten auch vorführt.
Ortsbildprägend für Lorenzreuth ist die Markgrafenbrücke aus dem 18. Jahrhundert, die die Röslau überspannt.
Frühe Industrie in Lorenzreuth war im 19. Jahrhundert die Strumpfwirkerei Laubmann. Heute schließt sich im Norden eines der Industriezentren der Stadt Marktredwitz an. Dort besonders zu erwähnen ist das Ost-West-Kompetenzzentrum, ein Anfang des 21. Jahrhunderts entstandenes Zentrum für grenzübergreifende Zusammenarbeit.
Die drei Orte Pfaffenreuth, Manzenberg und Reutlas bildeten zusammen mit Lengenfeld im 19. Jahrhundert die politische Gemeinde Lengenfeld und entschieden sich 1976 im Zuge der Gebietsreform per Volksentscheid für die Zugehörigkeit zu Marktredwitz.
Der Ortsteil Manzenberg mit seinen rund 45 Einwohnern (Stand: Januar 2024) ist ein fast unzerstört erhaltenes Angerdorf, mit einem relativ hohen Anteil an historischer Bausubstanz. Das Dorfbild wird bestimmt von massiven zweigeschossigen Bauernhäusern, meist vom Typ des klassischen Wohnstallhauses aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Vor den Höfen sind auch zahlreiche Granitbrunnentröge erhalten. Deshalb steht Manzenberg als Ensemble unter Denkmalschutz.
Meußelsdorf (rund 90 Einwohner, Stand: Januar 2024) ist ein Lehen der Adeligen von Nothaft und eher ländlich strukturiert. Es ist ein ehemaliges Rittergut, das im 15. Jahrhundert im Besitz der bedeutenden Hammerherrenfamilie Thela, genannt Plechschmidt, war. Seit Beginn des 17. Jahrhunderts ist es im Besitz des Marktes Redwitz.
Im 19. Jahrhundert war es im Besitz der Hammerherren von Müller zu Leupoldsdorf und wurde bereits im 19. Jahrhundert zu Leutendorf.
Pfaffenreuth hat rund 105 Einwohner (Stand: Januar 2024), ist ländlich strukturiert und besteht hauptsächlich aus Bauernhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die sich um die Kirche gruppieren.
Zentrum und Wahrzeichen von Pfaffenreuth ist die Auferstehungskirche, ursprünglich eine Wallfahrtskirche. Später wurde sie Filialkirche von Redwitz. Im Kern ist die Kirche frühgotisch mit barocker Ausstattung und besonders erwähnenswerter Orgel aus dem 18. Jahrhundert. Hier finden zweimal im Jahr Gottesdienste und ansonsten auch Konzerte statt
Auch Reutlas mit seinen rund 70 Einwohnern (Stand: Januar 2024) ist ländlich strukturiert, aber zum Teil mit moderneren Häusern durchsetzt. Außerdem findet sich dort eine Forellenzuchtanlage.
Historisch gehörte Reutlas zum Egerer Spital (Kreuzherren mit dem roten Stern) und ging erst im 17. Jahrhundert an die Markgrafen von Bayreuth. Es war aber bis ins beginnende 19. Jahrhundert immer eng mit Redwitz verbunden.
Im Norden der Stadt liegt Thölau mit rund 170 Einwohnern (Stand: Januar 2024). Der Ortsteil wurde 1975 eingemeindet und besteht aus Ober- und Unterthölau.
Historisch gehörte es – so wie Reutlas und Wölsau – zum Spital Eger. In Unterthölau existierte ein Hammergut, bei dem auch eine Mühle betrieben wurde. Beide Orte blieben landwirtschaftlich strukturiert, wobei in der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts zeitweilig ein Lebensmittelwerk in Thölau betrieben wurde und später eine Neubausiedlung entstand.
Ortsbildprägend sind die beeindruckende Eisenbahnbrücke, die Ober- und Unter-thölau teilt, sowie das idyllisch gelegene frühere Schulhaus am Dorfteich.
Wölsau mit seinen rund 110 Einwohnern (Stand: Januar 2024) liegt im Osten der Stadt und wurde 1976 eingemeindet. Bereits bei seiner ersten Erwähnung (Welsaw) im Jahr 1322, war es im Besitz der Spitals zu Eger (der Kreuzherren mit dem roten Stern).
Eventuell ist der Ort sogar eine Gründung dieses Spitals. Diese Lehenshoheit bleibt bis ins 19. Jahrhundert bestehen. Auch Wölsau ist eher landwirtschaftlich strukturiert und bildete nach 1824 zusammen mit Haag eine Gemeinde.
Seit 1953 ist Wölsau Sitz der Besamungsgenossenschaft Marktredwitz-Wölsau eG mit Wirkungsgebiet bis zum Landkreis Hof.
Im Osten der Stadt liegt der Ortsteil Wölsauerhammer mit seinen rund 500 Einwohnern (Stand: Januar 2024). Seit 1373 kennt man "den Hammer zum Welsaw" zur Eisenverarbeitung. Wölsauerhammer gehörte zeitweilig mit zum Brandner Schloss.
Lange Zeit bestand es nur aus den Hammergutsgebäuden, den Eisenwerken und einer Mühle. Erst im 18. Jahrhundert entstand langsam aus einzelnen Häusern eine kleine Siedlung um das Hammerwerk. In der Zeit des Hammerherren Benedikt von Glass erlebte die Eisenverarbeitung nochmals eine späte Blütezeit – mehr als vierzig Menschen waren am Wölsauer Hammer beschäftigt.
An diese Zeit erinnern die beiden, sich gegenüberstehenden, sehr dekorativen und sehenswerten Hammerherrenhäuser, die zusammen mit den angrenzenden Fabrikgebäuden das Zentrum des Ortes bilden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand auf den Fundamenten der alten Eisenwerke die Spinnerei "Gottfried von Glass", fast hundert Jahre lang Hauptarbeitgeber des Ortes Wölsauerhammer.
Alte Ortsteile
Dörflas ist ein altes Reichslehen und wurde – trotz der baulicher Nähe – politisch immer von Redwitz unterschieden. Dieser Ortsteil ist handwerklich geprägt (Kommunbrauerei, Brauhaus beim Goldenen Löwen, Gerberei, Weberei), Landwirtschaft wurde nur im Nebenerwerb betrieben.
Bis ca. 1950 war Dörflas Hauptsitz der Marktredwitzer Textilindustrie (Benker, Rössler, Benker & Bauer, Zipproth & Dengler). Ortsbildprägend ist das Gasthaus „Goldener Löwe" (ein ursprünglicher Adelssitz) und das Gerberhaus. Aber auch die aus der Industriezeit stammenden Villen der Familie Benker und die Dörflaser Turnhalle prägen das Ortsbild.
Mit dem Baugebiet „Kaiserstein" ist Dörflas eine der großen Marktredwitzer Wohnsiedlungen. Eine historische Besonderheit ist der „Mordstein" Im Pflaster vor dem Gerberhaus. Er soll an ein Verbrechen erinnern, das hier verübt wurde.
Aktuell entsteht auf dem BENKER-AREAL, in unmittelbarer Nähe zum Ortsteil Dörflas, ein komplett neuer und moderner Stadtteil - mit Parkhaus, Wohn- und Geschäftsgebäuden, einem Behördenzentrum, Gastronomie und einer Kindertagesstätte.
Der Ortsteil Oberredwitz war ein markgräfliches Rittergut mit weitgehenden Rechten. Aus dem beginnenden 18. Jahrhundert ist die Heilig-Geist-Kirche mit Kanzelaltar und Innenausstattung erhalten. Im 19. Jahrhundert erfolgte die Umwandlung des Rittergutskomplexes in eine Brauerei. Die Kastner-Brauerei war lange Zeit die größte Brauerei des Marktredwitzer Stadtgebiets. Heute findet sich in Oberredwitz das größte zusammenhängende Wohngebiet in Marktredwitz.